Taktik während des Spiels anpassen

Taktik während des Spiels anpassen

Als Trainer:in trainiert man verschiedene Prinzipien und Abläufe mit der Mannschaft ein und sitzt vor einem Spiel oft stundenlang, um den vermeintlich perfekten Matchplan auszuarbeiten. Leider kommt es trotzdem manchmal zu einer Situation, die man genau damit verhindern will: Der Matchplan funktioniert nicht! Man bekommt entweder keinen Zugriff gegen den Ball oder kreiert keine gefährlichen Chancen im Spiel mit dem Ball. Was kann man als Trainer:in in dieser Situation machen, um das Spiel doch in die eigene Richtung zu lenken?

Als ersten Schritt muss man erkennen, woran das Übergewicht des gegnerischen Teams liegt. Ist die Spielanlage für diesen Tag grundsätzlich falsch oder liegt es nur an Einzelheiten? Grundlegend hat man natürlich in der Halbzeitpause die meiste Zeit entscheidend einzugreifen und noch die nötigen taktischen Kniffe mitzugeben. Jedoch muss man als Coach den Mut besitzen, den Matchplan jederzeit abzuändern, selbst 10 oder 15 Minuten nach Anpfiff, wenn zu diesem Zeitpunkt schon erkennbar ist, dass das Spielgeschehen nicht wirklich in die eigenen Hände bzw. Füße gebracht werden kann. Hierfür muss jedoch auch erwähnt werden, dass zumindest die Grundlagen für die Umstellung auch in der Mannschaft bekannt sein sollten, da die Umstellung ansonsten zu Unsicherheit führen kann, die das Spiel noch weiter entgleiten lässt.

Die erste und wahrscheinlich einfachste Art der Umstellung sind Spielerwechsel. Merkt man als Trainer:in, dass man bspw. zu wenig Zugriff im Mittelfeld hat, da man sich womöglich für die spielstärkere Variante entschieden hat, kann ein "Kämpfer" im defensiven Mittelfeld für Abhilfe schaffen. Selbes gilt auch für fehlendes Tempo auf den verschiedenen Positionen, sei es in der Innen- oder Außenverteidigung gegen den Ball oder auf Flügelpositionen oder im Sturmzentrum, um im Angriff verbesserte Chancen vorzufinden. Fehlende Tiefenläufe können ebenso relativ rasch mit einer Einwechslung eines passenden Spielers behoben werden. Die seit einigen Jahren (zumeist) fünf erlaubten Auswechslungen erleichtern es den Übungsleiter:innen natürlich den erforderlichen Mut in einer solchen Situation aufzubringen.

Etwas risikoreicher, aber meist auch effektiver als reine Spielerwechsel, sind Abänderungen der Grundformation. Diese Anpassungen sollen jedoch nicht die grundsätzlichen Spielprinzipien über Bord werfen, sondern es lediglich erleichtern, diese umzusetzen, da man in wichtigen Zonen eine (neue) Überzahl schafft oder generell andere Räume besetzt. Gegen den Ball gibt es weniger schwerwiegende Varianten, wie z.B. mit zwei, statt mit einem Stürmer anzulaufen. Die Formulierung ist für die Mannschaft zumeist auch die bessere, anstatt sie möglicherweise zu verunsichern und zu verwirren, in dem man sagt, dass man bspw. in einem 4-4-2 statt einem 4-2-3-1 anläuft was es in der Theorie ja ist und damit eine Umstellung der Grundformation bedeutet. Im Spiel mit dem Ball sind die Anpassungen meist weitreichender. So kann z.B. auf einen Spielaufbau mit drei Spieler:innen statt mit zwei wechseln, wenn man hohem Gegnerdruck in der Spieleröffnung bzw. im Spielaufbau ausgesetzt ist, was zugleich breitere und höhere Außenverteidiger, aber auch eine Anspielstation weniger im Mittelfeld- oder Sturmzentrum bedeutet. Selbstverständlich ist es aber auch eine Variante, die Grundformation nicht nur Situativ, sondern generell umzustellen. Auch hier kann möglicherweise von der Viererkette abgewichen und stattdessen mit einer Dreier- oder Fünferkette agiert werden um vor allem mehr Absicherung bzw. eine Überzahl in der Defensive zu haben. Ein weiteres Beispiel wäre es, die Räume am Flügel stärker zu bespielen, wenn man bspw. von einem 4-2-3-1 auf ein 4-3-3 wechselt. Diese Liste ließe sich noch unendlich weiterführen, wobei vor allem der einführende Punkt der wichtigste ist: Erkenne, woran es liegt, dass dein Matchplan nicht funktioniert, um mit einer Umstellung bessere Voraussetzungen zu schaffen!

So risikoreich es auch ist, manchmal bleibt nichts Anderes übrig, als von den grundlegenden Prinzipien, welche die eigene Stärke ausmachen, abzurücken. Euer Angriffspressing wird ein ums andere Mal durchbrochen und ausgespielt? Dann zieht euch zurück. Dein Ballbesitzspiel findet keinen Weg durch ein dicht gestaffeltes Zentrum des Gegners? Versucht es mit hohen Bällen. Der Gegner parkt den Bus vor dem Strafraum und du kommst zu keinen Schussmöglichkeiten? Wie wärs mit Flanken aus dem Halbfeld hinter die Abwehr?

Als letzter Leitsatz: Sei mutig und kreativ, ohne zu wild zu werden und deine Spieler:innen damit zu überfrachten oder zu verunsichern!


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